Auf dieser Seite findest du Informationen zum Bau meiner Gartenbahn-Lokomotive, die stark an die ehemalige Diesellok 2060 der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) angelehnt ist. Zu Beginn sind die technischen Daten der Lok und des eingebauten Motors angeführt. Danach wird anhand von Bildern recht detailliert der Bau der Lokomotive beschrieben.
Die Spurweite beträgt 184 mm bzw. 7 1/4 Zoll. Bei Bedarf könnte man die Lok stattdessen auch mit einem Fahrwerk für die 260 mm Spur ausstatten. Die Lokomotive wird im Maßstab 1:5 gebaut. Der der Spurweite von 184 mm exakt entsprechende Maßstab wäre 1:7.8. Ich habe jedoch einen etwas größeren Maßstab gewählt, um in der Lok genügend Platz für den Antrieb und die Akkus zu haben.
Wie schon bei meiner ersten gebauten Lok für die Spur 5 entsteht fast alles im Eigenbau. Es geht mir nicht um ein “perfektes” Modell, sondern es stehen die Funktion und eine möglichst einfache Fertigung im Vordergrund. Dennoch war es mir wichtig, dass sie dem Vorbild der ÖBB-Reihe 2060 recht ähnlich sieht.
Falls man noch keinen Wagen besitzt, könnte man auch auf der Lok selbst mitfahren – und zwar entweder auf dem Führerhaus oder auf dem Vorbau. Die Füße haben seitlich zwischen dem Führerhaus und den Griffstangen Platz.
Anfang September 2024 war der Bau der Lokomotive praktisch abgeschlossen:
Warum wurde dieses Vorbild für meine Modelllok gewählt?
Bei der ÖBB-Diesellok 2060 handelt es sich um eine kurze, zweiachsige Lokomotive. Das hat die folgenden Vorteile:
- Durch den Entfall der Drehgestelle fällt der mechanische Aufbau ziemlich einfach aus.
- Es ist mit weniger als der Hälfte an Kosten einer vierachsigen Drehgestelllok zu rechnen, da alles in nur einfacher Ausführung benötigt wird (Zahnräder, Motor und Regler). Einige Teile entfallen völlig, z. B. die Drehzapfen.
- Durch das geringere Gewicht ist der Bau noch ohne Kran möglich.
- Trotz einem Maßstab von 1:5 handelt es sich um eine recht kompakte Bauform, daher sollte ein Transport in einem Kombi bei Abnahme des Gehäuses noch durchführbar sein.
Natürlich gibt es auch ein paar Nachteile:
- Durch das geringere Gewicht ergibt sich eine wesentlich kleinere Zugkraft.
- Der größere Achsstand bewirkt eine schlechtere Kurvengängigkeit. Dennoch können Bögen mit Radien von kleiner als 4 m durchfahren werden.
- Das Vorbild wurde in den Jahren 1954 bis 1960 gebaut, daher handelt es sich um eine recht altmodische Lokomotive. Mir persönlich gefällt diese Lok dennoch gut.
Technische Daten der Lok 2060 im Maßstab 1:5
In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten technischen Daten der Lokomotive angegeben:
Maßstab: | 1:5 |
Spurweite: |
184 mm (7 ¼ Zoll) oder 260 mm (10 ¼ Zoll) |
Breite Lokrahmen: | 560 mm |
Gesamtbreite inkl. Griffstangen: | 590 mm |
Länge über Puffer: | 1360 mm |
Gehäuselänge: | 1100 mm |
Höhe: | 650 mm |
Gesamthöhe: | 690 mm |
Breite Vorbau (unten): | 370 mm |
Höhe Vorbau: | 300 mm |
Vorbau (Innenmaße): | 340 x 260 mm (b x h) |
Achsstand: | 500 mm; möglich wären auch nur 400 mm (vgl. Waldbahnlokomotiven), vorbildlich sind jedoch 600 mm |
Raddurchmesser: | 165 mm |
Achsdurchmesser (Mitte): | 30 mm |
Primärfedern: | Druckfeder D-364L von Gutekunst, 8 Stück |
Achslager: | 6004 von SKF, 8 Stück |
Eigenmasse (ohne Akku): | ca. 200 kg |
Eigenmasse (mit Akku): | ca. 250 kg |
Zulässige Gesamtmasse: | 400 kg |
Maximale Anfahrzugkraft: | 1 kN |
Kleinster Bogenradius: |
3.75 m bei 7 ¼ Zoll, 5 m bei 10 ¼ Zoll Spurweite |
Höchstgeschwindigkeit: | ca. 16 km/h bei 25 V (unbelastet), bei Tausch des großen Kettenrades wäre die Geschwindigkeit halbierbar; elektronisch auf jede beliebige Geschwindigkeit reduzierbar. |
Antrieb & Bremsen
Bei einer Spannung von 25 V gelten die folgenden Werte:
Dauerleistung: | ca. 2.4 kW (3.3 PS) |
Max. Leistung für 30 s: | ca. 5.4 kW (7.3 PS) |
Motor: | ME1908 (ME0709), 1 Stück |
Steuerung: | Pro-360 Standard von 4QD, 1 Stück |
Akku 24 V: | EVE LF280K v3 (280 Ah, ca. 5.5 kWh verwendbar, 44 kg) Alternativen: • Winston WB-LYP160AHA (160 Ah, 45 kg) • 2 x Autobatterie 12 V, 80 – 85 Ah, ca. 40 kg |
Bremsen: | Rekuperationsbremse, Kurzschlussbremse & optional Scheibenbremse auf der Getriebezwischenwelle (z. B. AZM-60072-A-S) |
Getriebe: | Kettenantrieb mit 2-stufigem Getriebe |
1. Getriebe-Stufe: | Einfachrollenkette 08 B-1; 21 und 26 Zähne |
2. Getriebe-Stufe: | Zweifachrollenkette 08 B-2; 17 und 30 Zähne |
Gesamtübersetzung: | 1:(260/119) bzw. 1:2.185 |
Technische Daten vom DC-Motor ME1908 (ME0709)
Bei diesem Motor handelt es sich um permanent erregte Gleichstrommotor mit Bürsten. Bei einer Spannung von 25 V gelten die folgenden Werte:
Spannung: 25 V |
ME0709 |
Dauerleistung (Abgabe): | 2.65 kW (3.6 PS) |
Maximale Leistung für 30 s: | 6 kW (8.15 PS) |
Bester Wirkungsgrad: | ~ 85 % |
Masse: | 16 kg |
Nenndrehmoment: | 25 Nm |
Maximales Drehmoment: | 60 Nm |
Drehzahl (unbelastet): | 1125 U/min |
Dauerstrom: | 125 A |
Maximaler Strom für 30 s: | 300 A |
Lebensdauer der Bürsten: | 1500 h |
Erstellung des CAD-Modells am Computer mit FreeCAD
Im Frühsommer 2023 konnte ich mit dem Zeichnen des Untergestells der Lok mit FreeCAD und dem installierten Addon A2plus beginnen. Mit diesem Addon können auch sogenannte Baugruppen erstellt werden. Bei FreeCAD handelt es sich um ein kostenloses Computer-Programm, mit dem sich mittlerweile auch komplexere 3D-Konstruktionen verwirklichen lassen. Wie man sieht, ist auch der Import von zugekauften CAD-Einzelteilen – z. B. Federn, Kettenräder und Stehlager – problemlos möglich:
Im Dezember 2023 konnte ich das 3D-Modell des Untergestells fertig zeichnen, lediglich ein paar Schrauben fehlen noch. Die Blöcke ganz rechts im Bild sind die Akkus, gleich links daneben sieht man den an einem Winkelprofil montierten Controller Pro-360 von 4QD:
Anfang Februar 2024 habe ich dann noch das Gehäuse ergänzt:
Zudem habe ich für alle Einzelteile eigene Zeichnungen angefertigt. Als Beispiel sieht man hier die Einzelteilzeichnung der “Puffer-Hülse”, die ein Teil des Puffers ist. Bei komplizierteren Teilen habe ich zur besseren Vorstellbarkeit auch eine 3D-Ansicht erstellt:
Bilder vom Bau der Diesellok 2060
Ende Juli 2023 habe ich das Material für das Untergestell bestellt. In den letzten Julitagen und Anfang August konnte ich den Rahmen, die Puffer, die Kupplungen, die Getriebezwischenwellen- und die Motorbefestigung zusammenschweißen:
Motorbefestigung von DC-Motor ME0709 (ME1908)
Der DC-Motor ME0709 (ME1908) von Motenergy wird mit Hilfe einer Konstruktion aus Stahlwinkeln gut befestigt. Die Langlöcher in der Bodenplatte der Motorbefestigung dienen einer seitlichen Verschiebung des Motors, da die Kette im Betrieb länger wird und folglich nachgespannt werden muss:
Bau der vier Puffer
Die vier Puffer bestehen jeweils aus sechs Einzelteilen:
- Pufferteller
- Pufferdorn
- Pufferhülse
- Pufferflansch
- Pufferstift
- Pufferfeder
Es wurde nur die Feder zugekauft, alle anderen Teile wurden selbst hergestellt. Da ich leider keine Fräse besitze, war die Herstellung des Langlochs in der Pufferhülse eine etwas anstrengende Sache…
Das folgende Bild zeigt einen Puffer vor dem Zusammenbau. Die beiden Teile ganz links und ganz rechts im Bild entstanden durch das Zusammenschweißen zweier weiterer Einzelteile:
Einbau der vier Puffer und des Motors
Im Vergleich zum CAD-Modell fehlen im Bild noch die vier Griffstangen, die beiden Radsätze und das gesamte Getriebe.
Weitere Bauphasen
Die Einzelteilzeichnungen vom Fahrwerk sind nun fertig. Zudem erfolgte die Auswahl der passenden Zahnräder, die Berechnung der Kettenlänge und Ende Dezember 2023 die Bestellung dieser Teile bei Mädler. Auch der Regler von 4QD und die Akkus von EVE wurden schon angeschafft. Zudem konnte ich die beiden Wellen und die vier Lagergehäuse extern beschaffen.
Anfang Februar 2024 habe ich die Stufen beim Führerhaus und beim Vorbau und auch die vier Griffstangen an den Rahmen geschweißt. Zudem wurde die Getriebezwischenwelle samt Stehlagern eingebaut.
Bau des Gehäuses
In den Semesterferien 2024 konnte ich mit dem Bau des Gehäuses beginnen. Das Gehäuse besteht aus zwei einzelnen Teilen, nämlich aus dem Führerhaus und aus dem niedrigeren Vorbau. Dadurch kann es noch relativ leicht auf den Lokrahmen aufgesetzt bzw. wieder abgenommen werden, um zum Beispiel die Akkus zu laden oder die beiden Ketten zu schmieren.
Der Gehäuserahmen besteht aus einer Rohrkonstruktion, wobei die Rohre durch das Einschweißen einer Stahlkugel miteinander verbunden werden:
Laden der Akkus, Bau einer Halterung für die Akkus und Verkabelung
Im August 2024 habe ich die Akkus vollständig geladen, eine Halterung für die Akkus gebaut und schließlich die Steuerung mit den Akkus und mit dem Motor verkabelt.
Beschaffung der Räder und Fertigstellung & derzeitiger Stand
Relativ lange kümmerte ich mich um die Beschaffung der Räder, die ich aufgrund der Größe leider nicht selbst herstellen kann. Mitte Juli habe ich die vier Räder in Auftrag gegeben, Anfang August 2024 wurden sie schließlich geliefert. Danach erfolgte das Aufpressen der Räder und der Lager auf die Achsen und der Einbau der Kettenräder und Ketten. Für das Aufpressen habe ich mir eine Werkstattpresse angeschafft. Anfang September wurden dann noch die Scheinwerfer und die Hupe verkabelt. Damit ist der Bau der Lok nahezu abgeschlossen: Es fehlen nur noch die Radlagerdeckel und der Einbau eines Tachos.
Nebenbei arbeitete ich noch an einer Verladerampe und an einer Abzweigung der 184 mm Spur aus dem 3-Schienengleis, die zum Abstellen der Lok dient. Sowohl die Verladerampe als auch die Abzweigung konnte ich mittlerweile fertigstellen. Der Bau einer 3-Schienenweiche, von ein paar Gleisen und zweier Wagen ist in Planung.
Erfolgreiche Testfahrt in Graz
Am 24.08.2024 erfolgte die erste längere Testfahrt auf der großen Anlage des DBC in Graz, die sehr erfolgreich war. Im nächsten Bild sieht man die Lokomotive mit zwei Wagen für den Personentransport, die ich ausgeborgt habe:
Seite erstellt am 22.07.2023. Zuletzt geändert am: