Formeln & Beispiele für Zug­- und Druck­spannungen

Hier findest du die Formeln zur Berechnung der Druck- bzw. Zug­span­nungen. Man nennt sie Normal­spannungen, da diese Spannungen normal zur Schnitt­fläche stehen. Zudem werden die Formeln zur Bestimmung der Längen­änderung eines Stabes unter Belastung und zur Ermittlung der Dehnung in Kraft­richtung angegeben (Hook’sches Gesetz).

Am Ende wird anhand zweier Beispiele be­schrieben, wie man bei der Be­rechnung eines Ver­bund­stabes vorgeht. Ein Ver­bund­stab be­steht aus mehreren, unter­schiedlichen Werk­stoffen.


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Formel zur Berechnung der Normal­span­nung

Die Normalspannung berechnet man, indem man die Zug­kraft bzw. die Druck­kraft durch die ursprüng­liche Quer­schnitts­fläche des Stabes divi­diert. Die Formel zur Berechnung der Normal­spannung, die auch als Zug- oder Druck­spannung be­zeichnet wird, lautet also:

$$\sigma_{z,\ d}=\frac{F}{A}$$

σz, d Druck- bzw. Zugspannung in N/mm²
F Zug-  bzw. Druckkraft in N; bei Druck-beanspruchung negatives Vorzeichen
A Unbelastete Querschnittsfläche in mm²

Hook’sches Gesetz und Dehnung

Den Zusammenhang zwischen Spannung und Dehnung in Richtung der Belastung stellt das soge­nannte Hooksche Gesetz dar. Die Normal­spannung ist das Produkt aus Elastizitäts­modul und Dehnung:

$$\sigma=E·\epsilon$$

σ Normalspannung in N/mm²
E E-Modul in N/mm²
Ɛ Dehnung in Kraftrichtung; dimensionslos


Die Dehnung in Kraft­richtung ist dabei wie folgt definiert, wobei für die Normal­spannung σ die rechte bzw. die untere Formel zu ver­wenden ist:
 

Dehnung in %

$$\epsilon=\frac{\Delta l}{l_0}·100$$

Dehnung

$$\epsilon=\frac{\Delta l}{l_0}$$

Ɛ Dehnung in Kraftrichtung; in % oder dimensionslos
Δl

Längenänderung in mm;

positiv bei Zug-, negativ bei Druckbelastung

l0 ursprüngliche bzw. ungedehnte Länge des Stabes in mm


Ist die Dehnung negativ, spricht man von einer Stauchung. Dies trifft bei einer Druck­be­an­spruchung zu.

Gesamtlänge

Die Gesamt­länge des Stabes unter Last bekommt man, indem man die unbe­lastete Stab­länge l0 zur Längen­änderung Δl addiert:

$$l_{Last}=l_0+\Delta l$$

Beispiele

Verbundstab

Ein Stab mit der Länge l0 besteht aus zwei ver­schie­denen Werk­stoffen, deren E-Modul sich unterscheidet – innen aus dem Material 1 mit dem E-Modul E1 und außen aus dem Material 2 mit dem E-Modul E2. Die Quer­schnitt­flächen A1 und A2 sind bekannt. Gesucht sind die Zug­spannungen und die Verlängerung dieses Stabes, die sich auf­grund der Belastung F er­geben, siehe Ab­bildung.

Verbundstab_Zugspannung-Druckspannung

Lösung

Die Längenänderung in den beiden Schichten muss offen­sicht­lich gleich groß sein:

$$\Delta l=\Delta l_1=\Delta l_2$$

Die Dehnung ist ε = Δl/l0. Somit müssen laut der Formel auch die Dehnungen ident sein:

$$\epsilon=\epsilon_1=\epsilon_2$$

$$\sigma_1=E_1·\epsilon_1=E_1·\epsilon$$

$$\sigma_2=E_2·\epsilon_2=E_2·\epsilon$$

Umformen auf ε und gleich­setzen von ε ergibt:

$$\epsilon=\frac{\sigma_1}{E_1}\qquad \epsilon=\frac{\sigma_2}{E_2} \Rightarrow \frac{\sigma_1}{E_1}=\frac{\sigma_2}{E_2}$$

Nun formt man auf die Zug­spannung σ1 um:

$$\sigma_1=\frac{E_1}{E_2}·\sigma_2$$

Da E1 und E2 laut Angabe nicht ident sind, müssen die Spannungen σ1 bzw. σ2 und damit auch die Kräfte in den beiden Werk­stoffen unter­schied­lich sein, da sonst die obige Gleichung nicht stimmen kann. Das Problem ist nun, dass wir eine Gleichung mit zwei Unbe­kannten haben, die beiden Zug­spannungen σ1 und σ2. Wir müssen also eine weitere Gleichung auf­stellen. Es gilt für die Kräfte:

$$\sigma=\frac{F}{A}\Rightarrow F_1=\sigma_1·A_1 \qquad F_2=\sigma_2·A_2$$

Die Summe der beiden Teil­kräfte F1 und F2 muss die Gesamt­kraft F er­geben:

$$F=F_1+F_2 \Rightarrow F=\sigma_1·A_1+\sigma_2·A_2$$

In diese Gleichung kann man nun die zuvor aus­ge­drückte Spannung σ1 ein­setzen und zunächst die ge­suchte Spannung σ2 herausheben:

$$F=\frac{E_1}{E_2}·\sigma_2·A_1+\sigma_2·A_2\Rightarrow F=\sigma_2·\left(\frac{E_1}{E_2}·A_1+A_2 \right)$$

Dividieren durch den Klammer­aus­druck ergibt schließ­lich die Zug­spannung σ2:

$$\sigma_2=\frac{F}{\frac{E_1}{E_2}·A_1+A_2}$$

Somit kann auch die Zug­spannung σ1 be­rechnet werden, indem man in die schon zuvor aufge­stellte Gleichung ein­setzt:

$$\sigma_1=\frac{E_1}{E_2}·\sigma_2\Rightarrow \sigma_1=\frac{E_1}{E_2}·\frac{F}{\frac{E_1}{E_2}·A_1+A_2}$$

Die Ver­längerung des Stabes bekommt man mit einer der folgenden Formeln, die zu Beginn her­ge­leitet wurden:

$$\Delta l_1=\Delta l_2=\Delta l=\frac{\sigma_1·l_0}{E_1}=\frac{\sigma_2·l_0}{E_2}$$

Stab aus zwei Werkstoffen

Die nächste bzw. neben­stehende Ab­bildung zeigt wie schon zuvor einen Stab aus zwei ver­schie­denen Werk­stoffen, deren E-Modul sich unter­scheidet. Aller­dings sind nun die beiden Materialien hinter­ein­ander ange­ordnet. Die Quer­schnitt­flächen A1 und A2 sind bekannt.


Gesucht sind wieder die Zug­spannungen und die Verlängerung dieses Stabes, die sich auf­grund der Belastung F er­geben.

Stab_Zugspannung-Druckspannung

Lösung

In diesem Fall sind die Kräfte in beiden Teilen gleich groß:

$$F_1=F_2=F$$

Für die zwei Zugspannungen gilt daher:

$$\sigma_1=\frac{F}{A_1}\qquad \sigma_2=\frac{F}{A_2}$$

Sind auch die beiden Quer­schnitts­flächen gleich groß, folgt:

$$\sigma_1=\sigma_2=\sigma=\frac{F}{A_1}=\frac{F}{A_2}$$

Die gesamte Verlängerung des Stabes setzt sich aus den beiden Teil­ver­längerungen zusammen:

$$\Delta l=\Delta l_1+\Delta l_2$$

Mit

$$\Delta l_1=\frac{\sigma_1·l_0}{E_1}\qquad \Delta l_2=\frac{\sigma_2·l_0}{E_2}$$

erhält man schließ­lich die Formel für die gesamte Ver­längerung des Stabes:

$$\Delta l=\frac{\sigma_1·l_0}{E_1}+\frac{\sigma_2·l_0}{E_2}$$

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Seite erstellt am 22.01.2022. Zuletzt geändert am 17.04.2023.